Seit ich mit meinem Lieblingsmenschen die Liebe zum Reisen entdeckt habe, fragte ich mich im Stillen, wie ich meine Fotografie mit dem Reisen verbinden könnte. Durch meinen damaligen 40h Job war klar, dass ich nur eine begrenzte Anzahl an Urlaubstagen im Jahr zur Verfügung hatte…
Doch wie es manchmal so im Leben ist, ging die Firma insolvent. Einerseits furchtbar für uns alle. Andererseits hatte das Ganze auch etwas Positives für mich: Ich entschied Anfang diesen Jahres, ab sofort eine reisende Fotografin zu werden.
Die Idee
Wie aber stelle ich mir das jetzt konkret vor?
Reisende Reporterin? Landschaftsfotografie? Work & Travel? Camperleben?
Mein Mann arbeitet schließlich nicht selbständig und möchte trotzdem so viel Zeit wie möglich mit mir verbringen… Okay, Corona sei Dank, hat er die Möglichkeit erhalten, auch im Ausland mobil zu arbeiten, aber wie geht’s weiter?
In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass man nicht immer sofort die Ideen und Träume bis ins kleinste Detail fertig geplant haben muss. Meistens entwickelt sich auf dem Weg noch etwas viel Besseres oder Passenderes, als man es sich am Anfang überhaupt vorstellen konnte.
Also beschloss ich vor unserem Urlaub auf den Malediven, dass ich das erste Mal im Ausland arbeiten wollte. Urlaub und fotografieren, hörte sich für mich irgendwie nicht nach „harter Arbeit“ an, sondern mehr nach jede Menge Freude und Spaß.
Malediven
Als ich mich vor der Reise mit den Einreisebestimmungen und dem ganzen Organisatorischen vertraut machte, wurde es mir schon ein bisschen mulmig zumute…
Tu ich wirklich das Richtige?
Wen wollte ich dort überhaupt fotografieren?
Ist mein Englisch gut genug?
Wie mach ich das mit den Verträgen?
Was ist, wenn überhaupt niemand an meinen Bildern interessiert ist?
Was ist, wenn das Hotel damit ein Problem hat, dass ich dort offiziell fotografiere?
Viele Fragen und Zweifel huschten mir durch den Kopf. Je näher die Reise kam, desto ängstlicher wurde ich. Trotzdem schrieb ich das Hotel an und fragte nach Erlaubnis. Trotzdem setzte ich einen TFP-Vertrag in Englisch auf. Trotzdem schaute ich mir BTS-Videos von anderen Fotografen auf Englisch an, damit ich mir die Wörter und Anweisungen einprägen konnte… Ich versuchte schrittweise einfach mit klarem Verstand vorwärts zu gehen. Egal ob es mir die Magengegend umdreht… Selbst jetzt, wo ich das gerade hier schreibe, zittert mein Magen ein wenig vor Anspannung – unglaublich, aber ich hab’s getan!
Wie ging’s weiter?
Im Paradies angekommen, wollte ich erst mal ankommen und mir einen Überblick verschaffen. Vielleicht findet sich ja zufälligerweise ein deutsches Pärchen, die hier Honeymoon machen und sich über Bilder freuen würden?
Es war glaub der zweite Tag, an dem ich mit meinem Mann losgezogen bin, um die Insel fotografisch zu erkunden und das Licht zu testen. Es war einfach herrlich. Ich war am schönsten Ort der Welt und durfte die für mich schönste Tätigkeit ausführen. Mein Auslöser qualmte fast.
Ein paar Tage später wurde ich beim Frühstück auf den Nachbartisch aufmerksam. Ein süßes Paar in meinem Alter mit (Schwieger-)Eltern angereist – sie sprachen Deutsch! Wuh! Jackpot!
Die werde ich ansprechen!
Aber: wie?
Was sag ich, dass ich nicht rüber komme, als wollte ich etwas Dummes verkaufen?
Ich möchte niemandem etwas andrehen oder aufschwätzen. Ich möchte einfach nur wunderschöne Bilder von einem Paar machen. An einem Ort, wo die Gedanken Urlaub machen und die Schönheit und Freiheit zu Hause ist.
Bevor ich noch weitere „aber“ überlegen konnte, stand ich einfach auf und ging mit zittrigen Knien rüber und sprach sie an.
They said yes
Wie das Ganze dann ausging, könnt ihr in meiner Galerie entdecken.
Jedenfalls hatte ich sehr viele Learnings in diesem Urlaub. Ich bin über mich selbst hinausgewachsen, habe meine Komfortzone verlassen und war mutig. Dieser Mut wurde auch beim zweiten Mal sowas von belohnt: Das zweite Liebespaar, das ich ansprach, kam aus Österreich und stand morgens extra für mich vor Sonnenaufgang auf! Was für unglaublich schöne Bilder dabei entstanden sind, könnt ihr hier ansehen.
Ich bin so unglaublich dankbar für die Spontanität und das blinde Vertrauen meiner Paare. Sich vor der Kamera einfach vor einer fremden Person so fallen zu lassen ist nicht selbstverständlich. Und ich bin stolz auf mich! Dass ich diesen Weg trotz Ängsten gegangen bin!